Episode #38: Tipps gegen Traurigkeit

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Du kannst die Episode hier auch in Textform lesen:

Seit einiger Zeit schlafe ich schlecht. Meine Gedanken reisen immer wieder in die Ukraine.
Das Schicksal der Menschen berührt mich sehr. 

Normalerweise bin ich ein fröhlicher Mensch mit kleinen Stimmungsschwankungen.
Doch gestern befiel mich auf einmal ein großes, heftiges Gefühl von Traurigkeit.

Ich saß da und hätte weinen können. Du kennst solche Momente wahrscheinlich auch in deinem Leben.

Deshalb gibt es heute eine besondere Episode von "Coffee or Tea".

Du erfährst: 

  • Wieso sich die Traurigkeit nicht einfach wegschieben lässt.
  • Welches Werkzeug bei akuter Traurigkeit richtig nützlich ist.
  • Wie du dieses Werkzeug schnell und effektiv anwenden kannst.
  • Welche Wege dich aus der Traurigkeit herausführen.
  • Und welche Kraftquellen du dabei nutzen kannst.

Am Ende hast du wertvolle Tipps, um liebevoll mit dir selbst und deiner Traurigkeit umzugehen.

Wir alle haben ja in den letzten 2 Jahren viel erlebt.

Bei mir waren die Seminare weg, aktuell wird immer noch alles nach hinten verschoben.

Trotzdem habe ich viel Glück gehabt:

Ich konnte schöne neue Aktivitäten beginnen – und mit Human Life Design ist ein wichtiges Herzensthema in mein Leben gekommen.

Und doch: 

Plötzlich schlafe ich schlecht

Wie gesagt: Die aktuelle Situation in Europa belastet mich.

Natürlich kann man es rational sehen und sich sagen: „Stell dich nicht so an. Du sitzt in einem schönen, sicheren Zuhause. Was sollen die Menschen in der Ukraine sagen, die kein Zuhause mehr haben, weil eine Bombe drauf gefallen ist?“

Sicher kennst du solche Sätze. Man sagt zu sich: „Reiß dich zusammen.“

Und es kann natürlich auch helfen, die Perspektive zu wechseln, mit einem anderen Blick auf die Sache zu schauen.

Dankbarkeit ist auf jeden Fall eine gute Sache.

Wieso der Verstand nur wenig hilft

In der akuten Situation hilft die verkopfte Sichtweise meistens nicht wirklich. Im Gegenteil. Sie sorgt zusätzlich für ein schlechtes Gewissen: "Nun habe ich es schon so gut - und trotzdem fühle ich mich nicht gut."
Das verstärkt eher das Gefühl der Traurigkeit, denn jetzt kommt noch ein Schüppchen drauf: Sich schämen, dass man nicht einfach dankbar sein kann.

Die Traurigkeit lässt sich nicht gut weg argumentieren. Denn das Gefühl ist ja real da für einen selbst – egal, ob es „vernünftig“ ist oder nicht.

Deshalb ist auch die Überschrift dieser Episode „Tipps gegen Traurigkeit“ nicht ganz korrekt.

Denn: Wir wollen uns nicht gegen die Traurigkeit wenden und diese bekämpfen.

Nein.

Die Traurigkeit ist (nur) ein Gast

Wir wollen sie anerkennen, sie aber nicht die Kontrolle übernehmen lassen.

Es ist ähnlich wie mit der Angst, über die ich in der Episode 34 gesprochen habe: 

Du bist nicht die Traurigkeit. Die Traurigkeit ist ein Gast, der bei dir zu Besuch ist.

Es kann Traurigkeit sein, die einen konkreten Auslöser hat: Der Verlust eines geliebten Menschen, eine verpasste Chance, eine Enttäuschung, eine unerfüllte Sehnsucht. 

Oder ein Gefühl, das ganz plötzlich einfach da ist. Und für das unser Verstand dann nach Erklärungen kramt.

Was ich dir auch in dieser Episode ans Herz legen möchte: Wenn du merkst, dass dein Leben insgesamt vom Gefühl der Traurigkeit überschattet ist und du die Freude nicht mehr spüren kannst, dann sprich bitte mit einer Ärztin oder einem Arzt darüber. Hole dir bitte unbedingt professionelle Unterstützung, wenn die Traurigkeit nicht mehr von dir weggehen will. 

Bei mir war die Traurigkeit gestern ganz plötzlich da. Ich war müde, fühlte mich hilflos und verzagt. Ich war irgendwie raus aus meinem Vertrauen ins Leben. Ich stand auf der Schattenseite.

Was wirklich hilft

Das erste, was ich dir in einer solchen Situation empfehlen möchte - und das ist mein wichtigster Tipp:

Mache eine Bestandsaufnahme deiner inneren Befindlichkeit.

  • Welche Gedanken nimmst du wahr?
  • Welche Gefühle nimmst du wahr?
  • Wo kannst du es im Körper spüren?
  • Welche Impulse entstehen?

Also in Bezug auf die Gedanken:
Welche Erklärungen liefert dir dein Verstand?
Welche Geschichten entstehen in dir drin, während du dich traurig fühlst?
Was taucht an inneren Dialogen auf? 

Schau dir auch das Gefühlserleben genauer an:
Welche Nuancen tauchen auf?
Eher so ein Gefühl von Hilflosigkeit, oder gibt es auch Anklänge von Wut?
Versuche mal, die Gefühlswelt in dir wahrzunehmen und zu beschreiben.

Als nächstes betrachte deinen Körper:

An welchen Stellen kannst du die Traurigkeit besonders deutlich spüren? 

Bei mir war es der Bauch. Der zog sich schmerzhaft zusammen.

Und die Brust. Die wurde eng.

Welche Impulse entstehen? 

Möchtest du dir am liebsten die Decke über den Kopf ziehen?

Dich mit irgendwas betäuben? Essen, trinken, schlafen?

Oder vielleicht weglaufen?

Raus aus dem Ausgeliefertsein 

Diese Bestandsaufnahme hat einen gigantischen Nutzen: Sie holt dich raus aus dem Ausgeliefertsein. Aus der Hilflosigkeit. Denn: Es gibt noch eine Instanz, die über der Traurigkeit steht. Das bist du. Du bist ein wunderbares Wesen, das Traurigkeit erlebt. Aber du bist nicht die personifizierte Traurigkeit.

Es gibt den Satz:
Name it and you tame it von Dr. Daniel Siegel.
Deine Gefühle sind dazu da, dir Informationen zu geben, aber sie sollen nicht das Kommando übernehmen.

Lass dir ein bisschen Zeit mit der Bestandsaufnahme. 

Menschen, die über die Achtsamkeit einen guten Zugang zu sich selbst haben, denen fällt die Bestandsaufnahme vermutlich leichter als denjenigen, die sich eher wenig mit sich auseinander setzen.

Seelenpups und Achtsamkeit

Dazu möchte ich gerne grundsätzlich mal was sagen: Beschäftigung mit sich selbst und den eigenen Befindlichkeiten - das hat immer mal wieder in den Medien oder auch in der Überzeugung mancher Menschen einen negativen Touch. 

Man liest öfter, dass man ja durch dieses „Kreisen um sich selbst“ anfängt, sich und seine Befindlichkeiten zu wichtig zu nehmen und nicht mehr belastbar und krisenfähig ist.

Wer das sagt oder schreibt, hat sich einfach nicht mit den Grundlagen der Achtsamkeit beschäftigt.

Es geht eben nicht darum, das Ego zu pudern. Es geht genau nicht darum, den eigenen Selbstwert künstlich zu erhöhen, indem man sich ständig einredet, wie toll man ist, weil man dies das oder jenes hat oder kann. Und es geht auch nicht darum, jeden Seelenpups zu einem Drama aufzubauen.

Achtsamkeit bedeutet, sich als Menschen mit Gefühlen, Befindlichkeiten, Stärken und Schwächen zu erleben und zu akzeptieren.
Achtsamkeit liefert einen präsenten Blick auf die Situation, in der wir gerade stecken. Und das bedeutet auch, nicht jedem inneren Impuls nachzugeben.

Genau diesen präsenten Blick kannst du sehr gut brauchen, wenn du emotional in einem Ausnahmezustand bist. Die Bestandsaufnahme ist dein Werkzeug für den präsenten Blick. Und dieser hilft dir, nicht in den Zustand der Ohnmacht zu kommen.

Wie gesagt: 

Name it and you tame it

Das ist auch das Wunderbare an der Human Life Design Beratung. Sie liefert dir Worte, Erklärungen und Erkenntnisse, für das, was in dir drin passiert.

Wenn dich das interessiert: Ich packe den Link zu meiner Webseite in die Shownotes zu dieser Episode. Du kannst auf meiner Webseite auch einen kostenlosen Schnupper-Call mit mir buchen, um mehr über dich und deinen Human Design Typ zu erfahren.

Zurück zum gestrigen Tag:

Mein erster innerer Impuls war: Du legst dich jetzt ins Bett, machst dir ein Netflix-Video an und kümmerst dich um gar nichts mehr.

Allerdings: Ich hatte um 15 Uhr am Nachmittag noch eine Human Life Design Beratung, für die ich in meiner vollen Aufmerksamkeit und Energie sein wollte.

Irgendwie war Hinlegen und Fernsehen nicht das, was sich wirklich stimmig anfühlte. 

An dieser Stelle war was anderes gefragt. 

Es war Zeit für ein bisschen positive Psychologie: Die hilft nämlich dabei, sich in herausfordernden Zeiten Zugang zu seinen Kraftquellen zu verschaffen.

Power durch Positive Psychologie

Auch hier möchte ich unbedingt mit einem Missverständnis aufräumen. Positive Psychologie hat öfter mal den Ruf: Es geht nur um Happiness und Glücksgefühle, wir sollen alle positiv denken um jeden Preis.

In Wirklichkeit geht es um Strategien, um auch in schwierigen Situationen nicht zum Opfer der Umstände werden – oder aber: Um aus Krisen wieder heraus zu finden.

Es geht darum, innere und äußere Kraftquellen anzuzapfen, um nicht  unterzugehen. 

Einer meiner wichtigsten Glücklichmacher ist: Wenn ich mich mit anderen Menschen verbunden fühle.

Und ein zweiter: Wenn ich in dem, was ich tue, erfolgreich bin.

Noch was hilft mir bei trüber Stimmung: Ich brauche Tapetenwechsel. Und ein bisschen Bewegung.

Bewegung ist nämlich ein toller Stimmungsaufheller:

In Bewegung kommen

Also habe ich meine Sporttasche gepackt und bin ins Fitness-Studio gegangen.

Dort begegnete ich als erstes dem Fitness-Trainer, der nie grüßt.

Ich habe ihn ganz bewusst angesprochen und ihm einen fröhlichen Rosenmontag gewünscht.

Schnell kamen wir ins Gespräch über Karneval und Kostüme. Es war echt ganz nett. Und das alles, weil ich der Sache einen neuen Dreh verpasst habe. Das fühlte sich schon mal gut an.

Beim Krafttraining an den Geräten habe ich einen schönen Podcast gehört.

Danach gab’s eine Dusche - und ich fühlte mich wunderbar klar und erfrischt.

Zurück nach Hause habe ich einen kleinen Spaziergang in der Sonne gemacht. 

Dabei sah ich zwei ältere Damen vor dem Altenheim, die ihr Gesicht in die Sonne gehalten haben.

Auch hier blieb ich stehen für ein freundliches Schwätzchen.

Was sind deine Stimmungsaufheller?

Vielleicht ist es die Natur und ein Waldspaziergang.

Kuscheln mit den Kindern, Enkeln oder deinem Haustier.

Oder ein schönes Lied, zu dem du laut mitsingst.

Ein paar Yogaübungen.

Ein Besuch im Schwimmbad.

Eine ausgiebige Dusche.

Oder du putzt schwungvoll die Fenster und freust dich danach über das positive Ergebnis.

Oder du backst einen Kuchen.

Es ist auf jeden Fall schön und nützlich, die eigenen Stimmungsaufheller zu kennen.
Und aktiv zu nutzen.

Der erste Impuls: Ab ins Bett oder hin zum Kühlschrank entspricht oft zwar dem vertrauten Muster - ist aber nicht unbedingt der beste, um dich aus dem Tief raus zu holen und in deine Selbstwirksamkeit zu kommen.

Oder lieber doch traurig bleiben?

Falls du dich jetzt fragst: Muss man sich überhaupt da raus holen? Was spricht dagegen, einfach mal so lange traurig zu bleiben, bis das Gefühl von selbst wieder abebbt? 

Wie gesagt: Alles, was ich dir empfehle, hat nichts damit zu tun, ein bestimmtes Gefühl zu unterdrücken oder durch Aktionismus zu verdrängen. 

Das Leben ist Yin und Yang, ein beständiges Auf und Ab. Wir können nicht nur Glücksmomente haben.

Aber: Mir persönlich ist der Tag zu kostbar, um ihn quasi im Dunklen zu verbringen.

Natürlich kannst du auch im achtsamen Modus verweilen und dir selbst zusehen, wie die Welle der Traurigkeit irgendwann abflacht. 

Das muss man aber erst einmal hinkriegen, ohne sich reinziehen zu lassen und in den Modus von Selbstmitleid oder Selbstvorwürfen zu kommen - und darin vielleicht hängen zu bleiben. 

Denn das hilft beides nicht weiter: Weder das Selbstmitleid noch die Selbstvorwürfe. Jedenfalls habe ich bislang nicht die Erfahrung gemacht, daraus gestärkt hervor zu gehen.

Was mir aber hilft: Ein freundliches Mitgefühl mit mir selbst. Aber das lässt sich auch sehr gut mit einer Runde Sport verbinden.

P.S.:

Hier noch ein kleiner Nachtrag: Gerade als ich diesen Text fertig geschrieben hatte, kam mein Mann nach Hause, bepackt mit einem Blumenstrauß, zwei Porzellan-Osterhasen und Sushi fürs Abendessen. Er war viel früher dran als sonst - und meinte zu mir: „Du warst doch traurig, da wollte ich dir mal eine Freude machen.“

Diese Zuwendung war einfach wunderbar und ich freue mich so sehr darüber. 

Vielleicht möchtest du auch jemandem einen Glücksmoment schenken und ihm ganz bewusst ein Zeichen deiner Wertschätzung geben.

Dann mach das doch heute!

Und vielleicht konnte ich dir mit diesem Beitrag ein Zeichen meiner Wertschätzung für dich geben.

Ich wünsche dir Kraft und Vertrauen in dieser Zeit und sende dir die herzlichsten Grüße.

Deine Ursula

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