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Du kannst die Episode hier auch in Textform lesen.
Eine Frage:
Wann hast du das letzte Mal das Gefühl gehabt, wirklich selbst die Zügel in der Hand zu halten?
Nicht getrieben vom Alltag, sondern wann hast du in Gelassenheit entschieden, was du willst und was nicht? Genau darum geht es heute:
Selbstwirksamkeit, Gelassenheit – und wie daraus dein zufriedenes Leben entsteht.
Herzlich willkommen zu dieser neuen Episode von „Coffee or Tea“.
Im Fokus ist, wie in der letzten Episode, eine besondere Lebensabschnitts-Situation: Nämlich die der Elternpflege. Aber auch wenn du aktuell nicht davon betroffen bist, Angehörige zu pflegen bist, ist diese Episode trotzdem interessant.
Denn:
Du erfährst heute
- Welche wichtigen Bedürfnisse hinter unseren inneren Antreibern stecken
- Warum wir oft über unsere Grenzen gehen, obwohl wir es eigentlich besser wissen.
- Wie du lernst, nein zu sagen, Aufgaben loszulassen und auch mal einfach im Sein zu sein.
- Wie das Konzept des psychologischen Reichtums funktioniert, um an deinen Herausforderungen zu wachsen
- Und ich habe ein inspirierendes Beispiel für dich für wahre innere Freiheit
Dazu bekommst du praktische Tipps zur Strukturierung der Elternpflege, um Überlastung zukünftig zu vermeiden.
Am Ende hast du hilfreiche Werkzeuge, um Stress abzuschwächen und neue Denk- und Verhaltensmuster im Alltag zu gewinnen. Du erlebst dann mehr innere Freiheit und Handlungsspielraum, um gelassener, selbstbestimmter und zufriedener zu leben.
Kennst du deine "Inneren Antreiber"?
Beim letzten Mal habe ich über bestimmte Denkmuster und Glaubenssätze gesprochen, die uns das Leben sehr beschwerlich machen können – im Allgemeinen, aber im Besonderen auch in der Elternpflege.
Es sind die sogenannten „Inneren Antreiber“. Diese inneren Antreiber, ich wiederhole sie gleich auch noch mal, erzeugen oft ein starkes Gefühl von Stress und Druck.
Wenn bei dir der „Sei perfekt“-Antreiber sehr stark ist, taucht ein schlechtes Gewissen auf, wenn du diesem Perfektions-Anspruch nicht gerecht werden kannst.
Ganz banal: Du bekommst Besuch von Freunden oder Familie und findest, da müssten noch die Böden gewischt und die Fenster geputzt werden. Aber leider schaffst du es zeitlich nicht.
Oder du willst vor dem Urlaub unbedingt den Schreibtisch leer und alle Themen vollkommen abgearbeitet haben. Aber: Aufgrund des Arbeitsaufkommens und der Themenmenge ist das nicht zu schaffen.
Oder in der Elternpflege willst du wirklich alle Erwartungen erfüllen: Die des zu Pflegenden, die deiner Familie, die der anderen Angehörigen, die der Ärzte. Alles soll 100-prozentig funktionieren.
Vielleicht sagt dir sogar dein Verstand: Es ist nicht schlimm. Es ist ja gar nicht vollständig zu schaffen, wenn du realistisch bist. Aber: Du fühlst dich einfach nicht okay, es fühlt sich falsch an, Dinge angefangen zurückzulassen, den Anruf beim Arzt oder der Krankenkasse für deine Pflegeperson nicht im gewünschten Zeitrahmen zu machen, oder auch: Die Gäste in ein ungeputztes Zuhause zu lassen.
Es entsteht innerlich ein Unwohlsein oder sogar Angst dabei – egal was der Kopf dazu sagt.
Hinter jedem Antreiber steht ein Bedürfnis
Und dieses Bedürfnis will gestillt werden.
Bei „Sei perfekt!“ geht es darum, anerkannt und wertgeschätzt zu werden. Bei einer starken Ausprägung dieses Antreibers entstehen Scham- und Schuldgefühle, wenn zum Beispiel ein Fehler gemacht wurde.
Bei „Mach es allen recht!“ geht es um das Bedürfnis nach Verbundenheit und Zugehörigkeit. Man hat Angst, nicht gemocht oder sogar ausgegrenzt zu werden, wenn man sich und die eigenen Wünsche mal in den Mittelpunkt stellt.
Bei „Sei stark!“ geht es um die Angst vor Schwäche, Abhängigkeit und Freiheitsverlust. Man geht über die eigenen Grenzen und stellt eigene Bedürfnisse hintenan, um frei, unabhängig oder autonom zu sein.
Bei „Beeil dich!“ gibt es ein starkes Bedürfnis nach Kontrolle und Pflichterfüllung. Geschwindigkeit bei der Aufgabenerledigung wird als wichtiger Kompetenzfaktor verstanden. Dahinter steckt oft die Sorge vor Vorwürfen oder Kontrollverlust, man hat Angst, überfordert zu sein.
Der „Streng dich an!“-Antreiber äußert sich durch die Überzeugung: Bloß nicht aufgeben! Leichtigkeit ist verboten, man muss immer besser werden, um wertvoll zu sein. Dahinter steckt die Angst vor Strafe und Kritik oder auch vor Lieblosigkeit an sich. Man möchte gesehen und anerkannt werden.
Wenn einer oder mehrere dieser Antreiber bei dir stark ausgeprägt sind, dann kann dir das den Tag ganz schön vermiesen.
Denn der Druck, den dein Inneres über diese Antreiber ausübt, kann ähnlich stark sein, als wenn jemand mit einer geladenen Pistole vor dir steht und sagt: "Los, mach! Gib mir dein Portemonnaie!"
In diesen Momenten von emotionalem Höchststress übernimmt dein Überlebenssystem und was passiert: Du machst. Du händigst - im übertragenen Sinne - höchstwahrscheinlich dein Portemonnaie aus.
Da kann der Verstand noch so viel sagen, „Ach, es ist wohl eher unwahrscheinlich, dass der wirklich auf mich schießt. Vielleicht sollte ich erst mal abwarten, vielleicht kommt ja jemand um die Ecke, der mir helfen kann.“
Dein Antreiber kann sich, je nach deiner Persönlichkeit auch zeigen wie ein Bittsteller, mit herzzerreißend riesigen, bettelnden Augen. „Bitte, bitte gib mir! Sonst bin ich so traurig.“
Auch das ist möglich. Und du gibst, weil du nicht weißt, was du sonst tun könntest. Du kannst diesen bittenden Augen einfach nichts abschlagen.
Antreiber treiben uns an
Antreiber können sehr, sehr starke Verhaltensmuster erzeugen: Bei beruflichen Herausforderungen, im Privatleben, oder wenn es darum geht, sich um jemanden pflegerisch zu kümmern.
Beim letzten Mal habe ich gesagt:
Der erste Schritt ist, zu erkennen, welche inneren Antreiber bei dir Stress erzeugen und dich aus dem inneren Gleichgewicht bringen.
Denn nicht nur äußere Forderungen und Erwartungen können dazu führen, dass du dich fremdbestimmt fühlst.
Nein, auch deine inneren Muster können dazu führen, dass du dich als Opfer der Umstände fühlst.
Die gute Nachricht ist ja, dass diese Muster veränderbar sind. Wir Menschen können dysfunktionales Denken, Fühlen und Verhalten verändern.
Dysfunktional heißt so viel wie: „Es funktioniert nicht gut“ oder „Es schadet mehr, als dass es nützt“.
Was heißt das genau?
- Dysfunktionales Denken: Wenn deine Gedanken dir mehr Probleme machen, als sie lösen.
Beispiel: „Wenn ich nichts leiste, bin ich nichts wert“ – so ein Gedanke blockiert dich in deiner selbstbestimmten Entfaltung, statt dich zu unterstützen. - Dysfunktionales Fühlen: Wenn deine Gefühle sehr stark hemmend oder unpassend sind und dich belasten, anstatt dir zu helfen.
Beispiel: Übertriebene Angst in einer eigentlich harmlosen Situation. - Dysfunktionales Verhalten: Wenn du Dinge tust, die dir kurzfristig vielleicht Erleichterung bringen, dir langfristig aber schaden.
Beispiel: Mit dem „Mach es allen Recht!“ Antreiber Konflikten ausweichen, statt sie zu klären – dadurch werden Probleme eher größer. Oder niemals nein sagen.
Kurz: Dysfunktional heißt, dass dein Denken, Fühlen oder Handeln dich eher blockiert und belastet, anstatt dir zu helfen, dein Leben gesund und zufrieden zu gestalten.
Die gute Nachricht ist ...
Wir können lernen, Nein zu sagen und uns damit okay zu fühlen, auch wenn es anderen nicht gefällt, dass wir uns nicht mehr zu jeder Tages- und Nachtzeit für sie verausgaben.
Wir können lernen, Menschen in einer Wohnung mit Staub auf dem Bücherregal zu bewirten, ohne uns dafür entschuldigen zu müssen.
Wir können lernen, Aufgaben liegen zu lassen, die wir vor den Ferien nicht mehr schaffen und die wir aus reinem Perfektionismus vom Tisch haben wollen.
Wir können lernen, am Wochenende mal die Hände in den Schoß zu legen, und uns gut zu fühlen im reinen Sein. Ganz ohne etwas Nützliches zu leisten.
Wir können lernen, dass Multitasking uns zwar das Gefühl gibt, unentbehrlich zu sein - aber dass wir auch mal eine Sache mit voller Hingabe und Konzentration tun können, ob es ums Zuhören im Meeting oder ums Zwiebelschneiden in der Küche geht.
Das Gehirn liebt genau das: Eine Sache zur Zeit zu tun, nicht mehrere Dinge gleichzeitig.
Aber wie geht es, dass wir unsere Angewohnheiten so nachhaltig verändern, dass uns das neue Verhalten auch unter Stress verfügbar ist?
Hier kommt mal wieder unsere kraftvolle A+B =C Formel aus der Episode 62 „Wie gelingt es uns, die positive Grundhaltung bei Krisen und Konflikten zu bewahren?“ ins Spiel.
Mehr Freiheit mit der A+B=C Formel
Mit der A+B=C Formel kannst du dich und deine Reaktionen zum Positiven verändern. Hin zu mehr Selbstbestimmung und Freiheit.
Wir erinnern uns: A steht für Activiting Experience oder Event – Irgendetwas passiert, entweder in unserem inneren Erleben oder in der Außenwelt und gelangt in unsere Aufmerksamkeit.
C steht für Consequences.
Wir reagieren mit Gefühlen oder auch mit Verhalten auf das auslösende Ereignis.
Aber nun kommt das Entscheidende:
Wir sind denkende Wesen.
Zwischen dem Auslöser A und der Reaktion C gibt es das B, die sogenannten Beliefs. Das sind unsere inneren Annahmen und Interpretationen.
Höre hier gerne auch noch mal in die Episode 62 hinein.
Es gibt ein ICH über unseren Impulsen.
Wir sind diesem B, unseren Gedanken, Gefühlen und dem Körperempfinden nicht hilflos ausgeliefert.
Wir können die Steuerung unseres Lebens und die Verantwortung für unser Handeln aktiv selbst übernehmen.
Und das gibt uns innere Freiheit.
Genau das ist das Ziel: Du befreist dich von innen heraus. Natürlich sind wir alle äußeren Zwängen und Anforderungen unterworfen, solange wir uns dafür entscheiden, in dieser Gesellschaft zu leben.
Achtung! Autopilot fährt
Doch weil wir ja gerade im Alltags-Stress oft im inneren Autopilot unterwegs sind und unbewusst, impulsiv und ganz automatisch auf äußere Reize reagieren - so wie wir beim Autofahren auf die Bremse treten, wenn die Ampel auf Rot schaltet - fühlen wir uns viel öfter fremdbestimmt und ausgeliefert, als es tatsächlich, rein objektiv der Fall ist.
Hier möchte ich dir die sehr bewegende Geschichte des Neurologen und Psychiaters Viktor Frankl erzählen.
Viktor Frankl war während des Zweiten Weltkriegs mehrere Jahre in Konzentrationslagern interniert, unter anderem in Auschwitz und Dachau. Dort erlebte er die extremsten Formen von Leid, Entbehrung und Entmenschlichung: Hunger, Kälte, Gewalt, den Verlust seiner Familie und die ständige Bedrohung durch den Tod.
In dieser Situation wurde ihm bewusst, dass den Häftlingen fast alles genommen war – Besitz, Freiheit, Würde, selbst ihr eigener Körper war permanent fremder Willkür ausgeliefert. Doch eines konnte man ihnen nicht entreißen: die innere Haltung gegenüber dem, was geschah.
Frankl beobachtete, dass manche Gefangene trotz des Grauens ihre Menschlichkeit bewahrten, anderen halfen oder sich einen Rest an Sinn im Leiden suchten.
In dieser Erfahrung reifte seine zentrale Einsicht:
Zwischen einem auslösenden Reiz (z. B. eine Demütigung, ein Schlag, Hunger, Kälte) und unserer Reaktion (z. B. Hass, Resignation, Mut, Mitgefühl) liegt ein Raum. Und in diesem Raum liegt die Freiheit, zu wählen, wie wir antworten wollen.
Diese Entdeckung war für Frankl nicht nur eine theoretische Idee, sondern eine existentielle Überlebenshilfe: Sie machte den Unterschied zwischen bloßem Ertragen und einem inneren Trotzdem, zwischen Ausgeliefertsein und einer leisen Form von Freiheit.
Und genau diese Freiheit – die Freiheit, unsere Reaktion zu wählen – ist die Grundlage für Selbstwirksamkeit, Gelassenheit und letztlich ein zufriedenes Leben.
Viktor Frankl konnte das äußere Leid nicht verändern.
Aber er konnte wählen, wie er innerlich damit umging – ob er zerbrach oder ob er darin einen Sinn sehen konnte.
Aus dieser Erfahrung entstand später seine Logotherapie: die Überzeugung, dass der Mensch selbst im größten Leid einen Sinn finden kann – und dass genau darin seine Würde und Freiheit bestehen.
Psychologischer Reichtum = erfülltes Leben
Ein weniger dramatisches, aber sehr inspirierendes aktuelles Konzept liefern uns die Psychologen Shigehiro Oishi und Erin Westgate von der University of Virginia.
Neben den klassischen Aspekten wie Freude, persönlicher Entfaltung, Werte-Orientierung und Sinn sorgt auch sogenannter Psychologischer Reichtum für ein erfülltes Leben.
Das Prinzip des psychologischen Reichtums hat die Vielfalt der Erfahrungen im Laufe eines Lebens im Blick und das Potenzial, an Herausforderungen zu wachsen.
Es integriert das gesamte Spektrum menschlicher Erfahrungen – von absolut widrig über neutral bis hin zu den besten Momenten unseres Lebens – um daraus Wohlbefinden abzuleiten.
Wir können uns unser Leben wie eine Abenteuerreise vorstellen: Wir wissen nie genau, was passiert auf dieser Reise: neue Orte, Begegnungen, Überraschungen – manchmal schön, manchmal herausfordernd. Aber am Ende sind wir um viele Erfahrungen reicher, wir können daran wachsen und eine gereifte Perspektive einnehmen.
Durch die Vielfalt unserer Erlebnisse werden wir stärker und gereifter durch das Meistern von Herausforderungen, in denen wir auf lange Sicht einen Sinn erkennen können.
Anstrengende Phasen und Durststrecken gehören zu einem Menschenleben dazu.
Das ist der entscheidende Clou der positiven Grundeinstellung:
Es ist nicht alles schön und heiter. Aber wir haben Hoffnung, dass der schlechte Zustand vorüber geht. Und dass wir daran wachsen. Und das auch in schlechten Zeiten gute Momente für uns drin sind.
Du merkst, es geht hier stark auch um das B, um die innere Bewertung:
Verbittere ich an meinen Anstrengungen Lebens-Herausforderungen oder erlaube ich mir, trotz allen Widrigkeiten, einen Gestaltungsspielraum im Leben?
Projekt: Elternpflege
Letztes Mal habe ich gesagt: Pflege von Angehörigen bedeutet eine hohe emotionale Belastung, wenig Pausen, oft Schuldgefühle. Pflege läuft ja oft „nebenher“. Neben Beruf, Familie, Alltag.
Um die Pflegebelastung handhabbar zu machen, brauchen wir eine gute Struktur. Da sind wir wieder: Zwischen Allmacht (ich kann alles im Leben so gestalten wie ich will) und Ohnmacht (ich bin das Opfer der Erwartungen anderer und der Umstände) liegt unsere Freiheit, Dinge zu sortieren und zu priorisieren.
Dabei hilft es, den Pflegeaufwand wie ein Projekt zu betrachten.
Du brauchst einen Plan, um dich gut aufzustellen in dem Spannungsfeld zwischen der Fürsorge für andere und der Fürsorge für dich selbst. Vielleicht sagst du jetzt: Es gibt keinen Plan. Es gibt keine Lösung. Es gibt nur Aufopferung. Also Ohnmacht. Das erlebe ich hin und wieder im Coaching, das das gesagt wird.
Aber damit tust du weder dir noch deinen Angehörigen einen Gefallen. Du darfst dein Leben nicht opfern. Lerne lieber neue Strategien.
Im Einzelnen heißt das:
- Zuständigkeiten definieren: Wer kann dich unterstützen? Aus der Familie? Oder auch professionell? Frage nach bei der Krankenkasse oder bei den Pflegediensten in deiner Stadt. Dort kennt man sich aus mit Fördermöglichkeiten und auch mit Themen wie Haushaltshilfen usw.? Mach das frühzeitig, denn: Wenn du Unterstützung brauchst, kann es sein, dass es ein bisschen dauert, bis der Pflegedienst deiner Wahl auch Termine anbieten kann.
- Grenzen klären: Was leistest du, zu welchen Zeiten, in welcher Intensität? Wo sagst du „Stopp, Jetzt brauche ich Zeit für mich?“
- Mach dir immer wieder bewusst: Unter den gegebenen Umständen gibst du dein Bestes. Und manchmal sind das eben nur 20 Prozent von 100. Weil dein Leben ja auch noch eine Menge anderer Themen hat.
Und weil dein Gesundheitskonto sonst irgendwann so stark im Soll ist, dass du selbst krank werden könntest.
Zum Menschsein gehört, dass unsere Kraftquellen nicht unerschöpflich sind.
Selbstreflexion hilft
Damit sind wir wieder bei den Antreibern.
- Wann entsteht der Impuls, dein Projektmanagement über den Haufen zu werfen? Wider besseres Wissen über deine Grenzen hinaus zu gehen?
- Welcher Antreiber ist aktiv?
- Entscheide bewusst: Wann sagst du JA zum Antreiber? Warum?
Wie stark ist eigentlich der mit dem Antreiber verbundene Druck? So stark wie jemand mit einer Pistole? So stark wie jemand mit traurigem Bittstellerblick?
Oder wird es durch die bewusste Reflektion, das Innehalten und Hinsehen vielleicht schon ein bisschen weniger?
Möglicherweise hilft dir ja Folgendes um Abstand und mehr Handlungsspielraum zu gewinnen:
Vielleicht magst du dir vorzustellen, dass der Räuber mit der Pistole oder der Bittsteller mit den traurigen Augen gar nicht zu deinem aktuellen ICH, deinem Selbst in 2025 gehört. Er, oder vielleicht sie kommt aus einem Teil deiner Persönlichkeit, die vor 10, 20 oder 30 Jahren aus deinem häuslichen Umfeld geprägt wurde.
Vielleicht ist der Antreiber ein Gruß aus den 1970ern? So wie ein Präzisionsschütze im Poncho wie aus einem alten Italo-Western?
Oder wie der schweigsame Einzelgänger aus einem Agententhriller?
Oder aber wie die eiserne Königin aus dem Historienfilm?
Also, ganz wichtig: Ich möchte keine deiner Anteile in irgendeiner Form abwerten, aber deutlich machen, dass wir uns in unserem heutigen ICH nicht mehr so stark von den Mustern unserer Kindheit und Jugend antreiben lassen müssen. Sie können ganz schön altmodisch sein, weil sie aus einer anderen Ära stammen.
Zum Abschluss möchte ich vor allem betonen, es geht nicht darum, Ängste oder Antreiber in die Wüste zu schicken, sondern sie in Balance zu bringen – damit sie zu helfenden Begleitern statt zu strengen inneren Chefinnen oder Chefs werden.
Dann entsteht ein Leben, bei dem du deine Möglichkeiten unter den gegebenen Umständen ausschöpfst, um gelassener, selbstbestimmter und zufriedener zu leben.
Danke, dass du dir die Zeit zum Lesen genommen hast.
Pass gut auf dich auf!
Deine Ursula